DFB-Strafen wegen Proteste gegen die DFL 2.562 vom 06.05.2024, 22:05 Uhr
DFL-Proteste: Vereine mussten bereits 757.500€ zahlen
vom 06.05.2024, 22:05 Uhr
Wochenlang flogen in den deutschen Stadien zahlreiche Tennisbälle, Flummis und Schokotaler aus den Fankurven auf den Rasen und sorgten so für zahlreiche Spielunterbrechungen. Die deutschen Fanszenen protestierten gegen einen möglichen Investoreneinstieg in die DFL. Infolge der immensen Proteste hat das Präsidium der DFL am 21. Februar 2024 auf einer außerordentlichen Sitzung in Frankfurt am Main beschlossen, den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen.
Am 20. März 2024 hat sich der DFB-Kontrollausschluss eine einheitliche Linie zur Behandlung der Spielverzögerungen verständigt und die ersten Strafanträge an die Vereine verschickt. Nach eigenen Angaben wolle man "maßvolle und je nach Liga und Länge der Spielunterbrechungen abgestufte Geldstrafen" beim DFB-Sportgericht beantragen. Zudem wird jeweils ein sogenannter Strafnachlass in Höhe von etwa einem Drittel der beantragten Geldsumme enthalten sein, der auf Anregung des Kontrollausschusses von den Vereinen auch für Fandialoge genutzt werden könne.
In der Bundesliga sollen die Vereine für kurzweilige Spielunterbrechungen mit 10.000€ belangt werden, in der 2. Bundesliga 5.000€ sowie in der 3. Liga 2.500€. In Extremfällen können in der 1. Bundesliga bis zu 50.000€, in der 2. Bundesliga maximal 30.000€ sowie in der 3. Liga bis zu 15.000€ fällig werden. Dem Verband zufolge wird nicht der Protest an sich sanktioniert, sondern die Unterbrechungen, bei denen bewusst Grenzen überschritten wurden.
Bisher verhängte der DFB im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Investoreneinstieg Strafen von insgesamt 757.500€. Bislang wurde Union Berlin mit Strafen in Summe von 80.000€ für Spielunterbrechungen bei fünf Spielen vor Hannover 96 (in Summe 72.500€) mit der höchsten Strafe belangt. Für die Proteste der Nürnberger Fanszene, bei der rund 500 Personen den Innenraum des Max-Morlock-Stadions betraten und für eine Spielunterbrechung von etwa 20 Minuten sorgten, wurden lediglich mit 20.000€ bestraft.
Die DFB-Strafen aufgrund der DFL-Proteste im Überblick:
Verein | Strafe | Unterbrechungen | Nachlass |
SpVgg Fürth | 7.500€ | 2 (4 Minuten) | 2.400€ |
Holstein Kiel | 5.000€ | 1 (1 Minute) | 1.600€ |
Werder Bremen | 10.000€ | 1 (4,5 Minuten) | 3.300€ |
SC Freiburg | 30.000€ | 3 (11 Minuten ) | 9.900€ |
Bayern München | 40.000€ | 3 (ca. 21,5 Minuten) | 13.200€ |
Holstein Kiel | 5.000€ | 1 (2,5 Minuten) | 1.600€ |
SC Paderborn | 25.000€ | 3 (34 Minuten) | 8.200€ |
VfL Osnabrück | 20.000€ | 3 (15 Minuten) | 6.500€ |
SV Sandhausen | 2.500€ | 1 (2 Minuten) | 800€ |
Hallescher FC | 5.000€ | 2 (3 Minuten) | 1.600€ |
Hansa Rostock | 5.000€ | 1 (3 Minuten) | 1.600€ |
1.FC Nürnberg | 20.000€ | 1 (2 Minuten) | 6.500€ |
VfB Stuttgart | 30.000€ | 2 (18,5 Minuten) | 9.800€ |
Borussia Dortmund | 30.000€ | 2 (12 Minuten) | 9.900€ |
MSV Duisburg | 7.500€ | 3 (7,5 Minuten) | 2.400€ |
Hamburger SV | 5.000€ | 1 (2,5 Minuten) | 1.600€ |
VfL Wolfsburg | 10.000€ | 1 (5 Minuten) | 3.300€ |
Union Berlin | 60.000€ | 4 (26,5 Minuten) | 19.700€ |
Borussia M'gladbach | 20.000€ | 1 (6,5 Minuten) | 6.500€ |
VfL Bochum | 25.000€ | 2 (ca. 18,5 Minuten) | 8.200€ |
Hallescher FC | 5.000€ | 1 (6,5 Minuten) | 1.650€ |
1. FC Köln | 20.000€ | 2 (8 Minuten) | 6.600€ |
Borussia Dortmund | 10.000€ | 1 (5 Minuten) | 3.300€ |
1. FC Kaiserslautern | 10.000€ | 2 (8 Minuten) | 3.200€ |
1. FC Nürnberg | 40.000€ | 4 (ca. 36 Minuten) | 13.100€ |
VfL Wolfsburg | 20.000€ | 1 (12,5 Minuten) | 6.600€ |
FC Augsburg | 20.000€ | 2 (4 Minuten) | 6.600€ |
Union Berlin | 20.000€ | 1 (12 Minuten) | 6.600€ |
FC Augsburg | 30.000€ | 2 (13 Minuten) | 6.600€ |
MSV Duisburg | 2.500€ | 1 (2,5 Minuten) | 800€ |
FC St. Pauli | 5.000€ | 1 (3 Minuten) | 1.600€ |
SpVgg Fürth | 5.000€ | 1 (2,5 Minuten) | 1.600€ |
Hertha BSC | 15.000€ | 2 (15 Minuten) | 5.000€ |
SC Freiburg | 30.000€ | 2 (15 Minuten) | 9.800€ |
VfB Stuttgart | 7.500€ | 1 (1,5 Minuten) | 2.500€ |
VfL Bochum | 10.000€ | 1 (3 Minuten) | 3.300€ |
VfL Wolfsburg | 10.000€ | 1 (1 Minute) | 3.300€ |
1. FC Saarbrücken | 2.500€ | 1 (3 Minuten) | 800€ |
Dynamo Dresden | 5.000€ | 2 (5 Minuten) | 1.600€ |
VfL Wolfsburg | 10.000€ | 1 (40 Sekunden) | 3.300€ |
1. FC Kaiserslautern | 5.000€ | 1 (2 Minuten) | 1.600€ |
Mainz 05 | 10.000€ | 1 (5 Minuten) | 3.300€ |
1. FC Köln | 10.000€ | 1 (5 Minuten) | 3.300€ |
Hamburger SV | 20.000€ | 1 (5 Minuten) | 6.600€ |
Hannover 96 | 22.500€ | 3 (unbekannt) | 6.750€ |
Hannover 96 | 30.000€ | 1 (26 Minuten) | 9.900€ |
Hannover 96 | 20.000€ | 2 (25,5 Minuten) | 6.600€ |
SUMME | 537.500€ | 78 (430,9 Minuten) | 244.500€ |
Der VfL Osnabrück hat gegen die DFB-Strafe für die friedlichen Fan-Proteste Einspruch eingelegt. Der VfL wurde vom DFB-Sportgericht mit einer Strafe in Höhe 20.000€ belegt, da Osnabrücker Fans bei den Spielen gegen Nürnberg, Rostock und Elversberg „unsportlich“ gegen Investoren in der DFL protestierten. Der VfL Osnabrück begründet seinen Einspruch unter anderem damit, dass in Folge der DFL-Mitgliederversammlung viele kritische Fragen bezüglich der juristischen, aber vor allem auch moralischen Legitimation des Abstimmungsergebnisses bzw. des Zustandekommens aufgeworfen worden sind und die Proteste vereinsübergreifend erfolgten. Die Proteste richteten sich nicht nur gegen die Investorenpläne der DFL, sondern auch gegen die sich offenbarende problematische Auslegung bzw. Anwendung der 50+1-Regel und somit auch um eine Kernfrage des deutschen Fußballs.
In der Stellungnahme des Vereins lässt sich Dr. Michael Welling, der kaufmännische Geschäftsführer des VfL Osnabrück, wie folgt zitieren: "Wenn friedliche Proteste zur Meinungsäußerung nicht stören dürfen, dann wird ein Grundprinzip ad absurdum geführt. Dies entspricht in keiner Weise unserem Demokratie- und Rechtsverständnis, weshalb wir uns entschieden haben, auch gegen das Urteil des Sportgerichts Einspruch einzulegen. Dieser Fall zeigt zudem in vielerlei Facetten nochmals deutlich, dass die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB dringend überarbeitet gehört. Wir werden daher auch den Gang vor ordentliche Gerichte in Betracht ziehen, sollte die Sportgerichtsbarkeit des DFB hier nach Abwägung aller Argumente nicht zu einem anderen Urteil kommen als bislang."
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SC Freiburg Gründung: 30.05.1904 Mitglieder: 60.000 |
VfB Stuttgart Gründung: 09.09.1893 Mitglieder: 90.000 |
1. FC Union Berlin Gründung: 20.01.1966 Mitglieder: 62.722 |
VfL Osnabrück Gründung: 17.04.1899 Mitglieder: 7.200 |
Bayern München Gründung: 27.02.1900 Mitglieder: 316.000 |