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Haftstrafe für Pyrotechnik gefordert 1.527 vom 27.11.2018, 18:37 Uhr


Innenminister: Hände weg vom Thema Pyrotechnik

vom 27.11.2018, 18:37 Uhr

In den vergangenen Tagen häufen sich die populistischen Statements der Innenminister zum Thema "Pyrotechnik". So ließen sich vor der Innenministerkonferenz in Magdeburg (28.-30. November) Peter Beuth (Hessen), Holger Stahlknecht (Sachsen-Anhalt) und Herbert Reul (NRW) zu folgenden Aussagen hinreißen:

Peter Beuth: "Wenn die Vereine bis heute nicht in der Lage sind, ihre Stadien frei von Pyrotechnik zu halten, muss eben der Staat Konsequenzen ziehen und Bengalos künftig nach dem Sprengstoffgesetz behandeln und sie so weiter ächten. Deshalb muss gelten: Wer im Stadion zündelt, geht in den Knast."
Holger Stahlknecht: "Bengalos beispielsweise werden bis zu 1000 Grad heiß, und wir kennen alle die Bilder, dass die im Stadion dann noch in Richtung des gegnerischen Fanblocks geworfen werden. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch strafrechtlich relevant."
Herbert Reul: "Pyrotechnik hat im Fußballstadion nichts zu suchen, denn sie ist hoch gefährlich. Wer sich über diese Regel hinwegsetzt, darf nicht einfach so davon kommen. Das muss Konsequenzen haben und härter bestraft werden." 

Somit könnte das Zünden von Pyrotechnik zukünftig mit Haftstrafen geahndet werden. Bisher stellt das Abbrennen von Pyrotechnik lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar. 

Aus dem Stadion nicht mehr wegzudenken: Pyrotechnik  | Bildquelle imago

Dabei wird außer Acht gelassen, dass in der vergangenen Saison 2017/18 laut dem ZIS-Jahresbericht lediglich 53 Verletzungen durch Pyrotechnik herbeigeführt werden - bei 21,03 Millionen Zuschauern in den ersten drei Profiligen. Statistisch gesehen wird man im Stadion somit mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,00025% durch Pyrotechnik verletzt. Zum Vergleich: durch Pfefferspray wurden 141 Personen verletzt. 

Es gibt also kaum ein Großevent, das sicherer als ein Stadionbesuch ist. Daher stellt sich die Frage, ob die Innenminister keinen anderen Probleme zu besprechen haben. Vor den Innenministerkonferenzen wollen sich die Innenminister häufig als 'harte Hunde' in Szene setzen und zeigen, was sie für die Sicherheit tun. Darüber hinaus sollen derartige Forderungen abschreckend wirken, obwohl eine Haftstrafe nach der Auffassung von Juristen lediglich eine 'Ultima Ratio' - also das letzte Mittel - darstellen soll. 

"Eintracht-Fans fordern: Populisten wegsperren - Knast für Beuth!" | Bildquelle eintracht-online.net

Neben zahlreichen Spruchbändern in den Kurven kritisierten auch die Fanorganisationen Unsere Kurve und ProFans die Forderungen der Innenminister. Demnach seien die Forderungen im Dialog zwischen Fans, Vereinen und der Politik nicht zielführend. Auch müsse man zwischen dem Zünden und Werfen von Pyrotechnik differenzieren. So könnten Werfer von Pyrotechnik mit dem Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung strafrechtlich belangt werden. 

Immer häufiger müssen Politiker und Verbände feststellen, dass sich die Pyrotechnik selbst durch intensiven Kontrollen nicht aus den Stadien verbannen lässt. So versuchen der DFB, die Polizei und die Politiker das Abbrennen von Pyrotechnik weiter zu kriminalisieren. Statt auf Repression sollte man vielmehr auf ein intelligentes und deeskalierendes Konzept setzen. Dies wäre beispielsweise mit einem kontrollierten (legalen) Abbrennen von (kalter) Pyrotechnik oder durch einen Dialog auf Augenhöhe möglich. 

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