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Kommentar 17.797 vom 17.11.2019, 10:12 Uhr


Stimmung bei Länderspielen: Der DFB wollte es so

vom 17.11.2019, 10:12 Uhr

Update 19.11.2019: Beim Länderspiel gegen Nordirland soll abermals eine vom Fanclub Nationalmannschaft (powered by Coca-Cola) engagierte Blaskapelle für Stimmung sorgen. Auch beim Länderspiel gegen Weißrussland in Mönchengladbach und beim U21-Länderspiel in Freiburg kam bereits eine Blaskapelle zum Einsatz. 

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Wieder einmal wird nach einem Heimspiel der deutschen Nationalmannschaft über die schlechte Stimmung bei Länderspielen diskutiert. Die Welt schreibt in einem Artikel, dass teilweise nur die 100 Weißrussen zu hören waren. Darin heißt es:

"Während des Spiels machte sich dann eine Kapelle bemerkbar, mit Pauken und Trompeten war sie erschienen. Immer wieder stimmte sie Fanlieder an - und immer wieder stimmten Teile des Publikums mit ein. Es war ein gut gemeinter, aber letztlich wenig erfolgreicher Versuch für Stimmung zu sorgen. Die war teils so trist, dass man ob der Stille im Borussia-Park gar die gerade mal rund 100 weißrussischen Anhänger hören konnte. Laut wurde es lediglich bei den Toren der Nationalmannschaft."

Der DFB braucht sich jedoch nicht über die schlechte Stimmung beschweren - denn das Problem ist hausgemacht. Das Marketing-Konstrukt "Die Mannschaft" hat sich in den letzten Jahren immer mehr von den Fans entfernt. Teure Eintrittspreise, unfreundliche Anstosszeiten und ein Fanclub powered by Coca-Cola sind nur einige Indizien, weshalb sich "Die Mannschaft" meilenweit vom Volkssport Fußball entfernt hat. Der DFB sieht in Fußballfans zahlende Kunden, die am Event Nationalmannschaft teilhaben und möglichst viel Geld liegen lassen sollen. 

Nürnberg in Kehl: Auf ganzer Linie versagt | Bildquelle Faszination Nordkurve

Letzte Woche haben die neuen Trikots der Nationalmannschaft bzw. deren Preise für mediales Aufsehen gesorgt. Bis zu 129,95€ müssen deutsche Fans für das Autentic Jersey ohne Flock (regulär 89,95€, Kindertrikot 64,95€) hinblättern. Paradoxerweise spricht Oliver Bierhoff, Direktor der Nationalmannschaft, immer wieder davon, dass "Die Mannschaft" sich fannaher präsentieren solle. 

Weiterhin muss man feststellen, dass die Probleme des Fußballs tiefer gehen. Der Profifußball ist immer mehr übersättigt und entfernt sich in ständiger Profitmaximierung weiter von der Basis. Während die Stimmung in den deutschen Stadien angepriesen und zur internationalen Vermarktung genutzt wird, sind die aktiven Fanszenen weiterhin zahleichen Repressionen ausgesetzt.

Spruchbänder von Gladbach-Fans beim Länderspiel gegen Weißrussland | Bildquelle Fanhilfe Mönchengladbach

Obwohl in Deutschland immer wieder von "englischen Verhältnissen" gewarnt wird, wird die Entwicklung dorthin und die Kommerzialisierung des Fußballs weiter vorangetrieben. Die Preise in England haben dazu geführt, dass Jugendliche nahezu gar nicht mehr ins Stadion gehen.

Ein Stadionbesuch in Deutschland mit Flug und Übernachtung ist teilweise sogar günstiger als ein Stadionbesuch in England. Daher ist es erschreckend, weshalb die sich der Fußball durch neue TV-Verträge, zerstückelte Spieltage und teure Preise weiter in genau diese Richtung entwickelt. 

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