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Comeback der UB99 2.389 vom 26.09.2018, 14:30 Uhr


Ultras Bochum kehren in Ostkurve zurück

vom 26.09.2018, 14:30 Uhr

Nachdem der VfL Bochum 1848 am 07. Oktober 2017 die Ausgliederung der Profi-Abteilung beschlossen hatte, zogen sich die Ultras Bochum aus der Ostkurve zurück und verzichteten auch bei Auswärtsspielen auf den Support der Mannschaft. Stattdessen besuchte die Gruppe die Spiele des VfL Bochum im Sitzplatzbereich der Westkurve. 

Nach rund einem Jahr kehren die Ultras Bochum wieder in die Ostkurve zurück und werden den VfL auch wieder bei Auswärtsspielen unterstützen. So trat die Ultrà-Gruppierung in Kiel zum ersten Mal wieder optisch in Erscheinung. Dabei war auch die neue "unbequem unverkäuflich" Zaunfahne zu sehen. 

Nach einem Jahr zurück: Die Ultras Bochum in Kiel | Bildquelle: Photomafia Bochum

In Heidenheim zeigten die Ultras Bochum eine kleine zweiteilige Choreo, welche das Befinden der Gruppe im Zuge der Ausgliederung thematisiert. Zunächst war dort "Ein magisches Gefühl verloren wir hier..." zu lesen, was schließlich durch "Doch unser Ende bestimmen wir!" vervollständigt wurde. 

Ultras Bochum bedauern in Heidenheim die Ausgliederung des Vereins | Bildquelle imago
Ultras Bochum feiern ihr Comeback mit einer kleinen Choreo | Bildquelle imago

Nun haben sich die Ultras Bochum mit einer Stellungsnahme zu Wort gemeldet: 

Stellungnahme Ultras Bochum 1999

Wie Euch sicher nicht entgangen ist, haben wir am vergangen Samstag in Kiel als Gruppe den Support unserer Mannschaft wieder aufgenommen. An dem Ort, wo der VfL sein letztes Pflichtspiel als e.V. bestritten hatte, bevor die Mitglieder im vergangenen Jahr mehrheitlich die Ausgliederung beschlossen. Damit haben die zwölf für uns schwersten Monate der Gruppengeschichte ein Ende gefunden. Wir möchten uns mit diesem Statement an Euch wenden, um mit dem Missverständnis aufzuräumen, dass wir uns in der jüngeren Vergangenheit in einem Protest oder einer Art Boykott befunden haben. Viel ist in dieser Zeit über unsere Gruppe spekuliert, sich teilweise auch der Mund zerrissen worden. Nur die wenigsten haben in dieser Zeit darauf verzichtet, uns des Selbstdarstellertums zu bezichtigen, fehlendes Demokratieverständnis zu unterstellen, oder uns gar das Fansein abzusprechen, weil wir ja das Team im Stich ließen. Gerne wurde auch der Vergleich mit dem bockigen Kind bemüht, das seinen Willen nicht bekommen hat und nun beleidigt ist. Es waren wirklich nur wenige von Euch, die unser Verhalten nach dem 07.10.2017 als das begriffen haben, was es war. Ehrliche, aufrichtige und stille Trauer, nachdem für uns im vergangenen Oktober ein magisches Gefühl gestorben ist.

Nie haben wir zuvor die Sinnhaftigkeit hinterfragt, unserem Team überall hin zu folgen. Nie zuvor haben wir unser Wirken in Frage gestellt, gemeinsam mit Euch alles dafür zu tun, dass der VfL die bestmögliche Unterstützung erfährt. Abseits einiger Differenzen, die es immer untereinander gab, war unsere Haltung stets, dass wir jeden, der unser Wappen oder unsere Farben trägt, als Verbündeten betrachten, allein weil er die gleiche Sache liebt und grundsätzlich dasselbe will. Teil einer so großen Gruppe von Menschen zu sein, die an einem Strang zieht und das Bewusstsein, dass der VfL etwas ganz besonderes in Fußballdeutschland ist, waren für uns immer Antrieb genug, alles für den Verein zu geben und sich auch nicht von Niederlagen oder Abstiegen davon abbringen zu lassen.

Für uns war der 07.10.2017 der Tag, an dem wir feststellen mussten, dass wir als Gruppe offenkundig eine deutlich andere Vorstellung vom VfL haben, als der Großteil der Fans und Mitglieder, das jahrelange Gefühl der Verbundenheit de facto also eine Illusion war. Zu erleben wie der VfL sich durch die beschlossene Ausgliederung seiner sympathischen Underdog- und Gallier-Identität entledigt und dass dies unter dem Jubel des Großteils der VfL-Fans passiert, war für uns einfach ein Schlag zu viel, um in der Folgezeit unser Team mit der gleichen Begeisterung wie zuvor zu unterstützen. Die ersten Wochen nach der Abstimmung waren für uns unerträglich. Wenn einem plötzlich jeder Repräsentant des Vereins (siehe Ausgliederungsbericht „echt VfL“), jedes Mitglied, jeder Fan, der deine Farben trägt, als Gegner, fast schon Feind erscheint, der dich teilweise sogar noch verhöhnt und nachtritt, ist dies eine komplett befremdliche Situation. Dabei war der Grundgedanke unseres Kampfes gegen die Ausgliederung, ein gemeinsames Wertesystem zu entwickeln und alle VfLer zu einen. Wir hatten die Absicht, MIT dem Verein zusammen eine Idee zu entwickeln, wie man der Kommerzialisierung ein wenig trotzen kann, ohne den Profifußball in Bochum zu verlieren. Ziel war nicht, in eine Gefechtssituation mit dem eigenen Verein, den anderen Fans und Mitgliedern zu geraten.

Aus dieser Situation heraus und auch mit Blick auf die Vorkommnisse bei der JHV 2017 haben wir es im vergangen November für die klügste Entscheidung gehalten, Druck vom Kessel zu nehmen und unserer geliebten Heimat, der Ostkurve, auf unbestimmte Zeit den Rücken zu kehren. Es gab Anzeichen, dass durch die Ausgliederung ein derartiger Riss in der Fanszene entstanden ist, der früher oder später zu einer nie da gewesen Eskalation untereinander geführt hätte, die wir nicht noch „on top“ erleben wollten. Nie aber war es so, dass uns alles, was beim VfL nach der Ausgliederung passiert, egal gewesen wäre. Niemandem sollte entgangen sein, dass wir auch nach der Ausgliederung weiterhin die Gruppe waren, die es geschafft hat, bei jedem Spiel anwesend zu sein, wenn dies nicht zufällig durch partielle Stadionverbote seitens des Vereins verhindert wurde (Bielefeld). Ebenso gab es aus unseren Reihen im vergangen Winter die entscheidenden Bemühungen, den Verein vor dem sportlichen Untergang zu bewahren, indem man von außen geschickt Druck auf den Verein ausübte und somit den Weg für die Entlassung von Christian Hochstätter und Jens Rasijewski ebnete.
Lediglich einen Support der Mannschaft wie gewohnt zu leisten, war nicht umsetzbar, da es nur den wenigsten Gruppenmitgliedern von uns möglich war, in den ersten Monaten zu einem Ergebnis zu kommen, ob das Geschehene eine Identifikation mit dem Verein für immer verbietet, eine Art rote Linie mit der Ausgliederung überschritten ist und ob man je wieder Teil der VfL-Familie sein möchte.

Nach diesem Jahr der Trauer, der unendlichen internen Diskussion und der Verarbeitung sind wir vor wenigen Wochen als Gruppe zu dem Schluss gekommen, dass es das für uns beim VfL noch nicht gewesen ist. Auch bei den Spielen selbst gerade gegen Ende der letzten Saison haben die meisten unserer Mitglieder bemerkt, dass ihnen der Weg des jetzt anderen VfL nicht komplett egal ist, das „Feuer“ nach und nach wiederkehrt. Zudem ist man zu der Überzeugung gekommen, dass gerade die erfolgte Ausgliederung ein Grund ist, dass wir als kritisches Korrektiv im Umfeld des VfL weiter wirken müssen, da die damit verbundenen Gefahren schneller eintreten, wenn es keinen Widerstand mehr gibt.

Anders als den Handlungsträgern unseres Vereins war es uns jedoch wichtig, nicht einfach so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Aus diesem Grunde haben wir uns in Paderborn von unserem Projekt „echt VfL“ verabschiedet und per Spruchband einen Gesang eingeführt, den wir auch in Zukunft immer wieder nutzen werden, um darauf hinzuweisen, dass die Ausgliederung aus unserer Sicht ein ewig bleibender Makel ist und wir einen anderen Weg für den VfL im Sinn haben. Das Spiel gegen Ingolstadt haben wir dann für eine Generalabrechnung genutzt, um unsere Wut gegenüber den Verantwortlichen der Ausgliederung kundzutun. Dieser Spieltag in Kombination damit, dass wir Hans-Peter Villis bei der JHV den fälligen kleinen Denkzettel verpasst haben, hat unser Gewissen zumindest halbwegs erleichtert und den Weg geebnet, dass wir am vergangenen Wochenende unser Team erstmals wieder unterstützen konnten.

Wichtig ist uns festzuhalten, dass wir nicht aufgrund irgendwelchen Drucks von Außen wiederkommen oder gar weil die sportliche Lage jetzt gut ist. Genauso wenig haben wir den VfL in den vergangenen Monaten im Stich gelassen. Wir sind kein Stimmungsbetrieb, der so funktioniert, wie es andere gerne hätten und der Ruhe gibt, wenn es anderen beliebt. Nicht umsonst haben wir uns in Kiel hinter einer neuen Fahne versammelt, um das Team zu unterstützen. Zukünftig wird es mit Euch wieder den Konsens geben, dass wir alles dafür tun wollen, unserer Mannschaft die bestmögliche Unterstützung zu geben. Das Wort „unbequem“ auf unserer neuen Fahne darf allerdings durchaus als Hinweis genommen werden, welche Rolle wir auch zukünftig im Umfeld des VfL einnehmen wollen. Wir werden immer 100 % für unser Team geben, aber wegen der erfolgten Ausgliederung mehr denn je auf Gefahren hinweisen, die durch kommerzielle Prozesse drohen und ebenso versuchen mit allen Mitteln eben diese Gefahren vom VfL abzuwenden. Wir wissen mittlerweile, dass der gemeine Bochumer vor allem Ruhe im Verein möchte. Wir können schon jetzt sagen, dass wir diese niemals eintreten lassen werden, wenn irgendwelche Prozesse aus unserer Sicht dem VfL erheblichen Schaden zufügen, oder zufügen könnten.

Am heutigen Tage möchte wir jedoch vor allem die Rückkehr in unsere Heimat genießen. In den ersten 20 Minuten werden wir uns noch dem bundesweiten Stimmungsboykott anschließen, der ein weiterer Fingerzeig an die Verbände und Funktionäre sein soll, den Fußball nicht aus dem Ruder laufen zu lassen und ihn der Basis zu entziehen. Danach allerdings werden wir, von unserem alten Standort aus, alles dafür geben, um unser Team zum Heimsieg zu pushen.

Heute und auch in Zukunft freuen wir uns über jeden, der unseren Weg verstanden hat und uns auf diesem vielleicht sogar begleiten und unterstützen möchte. Allen anderen sei gesagt, dass wir niemals so sein werden, wie ihr uns haben wollt und dass es nie gelingen wird, uns wegzubrüllen, wegzuhetzen oder auszuschließen. Unseren Platz und unsere Rolle beim VfL Bochum bestimmen immer nur wir!

ULTRAS BOCHUM 1999

Bildquelle Titelbild: Vonovia - www.vonovia.de

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VfL Bochum
Gründung: 14.04.1938
Mitglieder: 24.960
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