Wie geht es mit dem Dialog weiter? 3.503 vom 06.04.2018, 16:14 Uhr
Krieg dem DFB-Bewegung: Der aktuelle Stand
vom 06.04.2018, 16:14 Uhr
Ende Dezember stellten Ultras Forderungen an DFB und DFL und bezogen zu den Themen Fanrechte, Sportgerichtsbarkeit, Stadionverbote, Anstoßzeiten und Kommerzialisierung Stellung. Seitdem hat sich in den einzelnen Bereichen einiges ergeben. Wir liefern ein Update:
Themengebiet Fanrechte: Die deutschen Fanszenen forderten die einheitliche Freigabe aller Fanutensilien, damit eindrucksvolle Choreografien und bedingungsloser Support weiterhin möglich seien. Nachdem die Ultras ihrer Forderung mit einem bundesweiten Protestspieltag Nachdruck verliehen, hat der DFB im März eine Pilotphase gestartet, bei der - sofern keine lokalen Bestimmungen gelten - folgende Fanutensilien genehmigt werden sollen:
• Kleine Schwenkfahnen bis 2,0 Meter Stocklänge mit Plastik-Leerrohr
• Schwenkfahnen ab 2,0 Meter Stocklänge
• Megaphone inkl. ein Satz Ersatzakkus
• offene und einsehbare Trommeln inkl. einem Satz Trommelstöcke je Trommel
• Doppelhalter bis 2,0 Meter Stocklänge mit Plastik-Leerrohr
• Zaunfahnen und Banner
Themengebiet Sportgerichtsbarkeit: Nachdem der DFB auf das Verhängen von Kollektivstrafen verzichtet hat, hat der DFB nun weitreichende Reformen angekündigt. So sollen in Zukunft beispielsweise Fanbeauftragte ihre Erfahrung bei mündlichen Verhandlungen einbringen und mehr Transparenz durch einen Strafenkatalog geschaffen werden.
Themengebiet Stadionverbote: Beim komplexen Thema Stadionverbote gibt es keine Neuerungen: die Ultras kritisieren vor allem die Vergabepraxis von bundesweiten Stadionverboten durch den DFB (z.B. bei eingestellten (!) Ermittlungsverfahren außerhalb des Stadions), die Laufzeit und die Datenweitergabe zwischen Polizei und DFB. Des Weiteren fordern die Fanszenen, dass die Fans vor einer möglichen Vergabe angehört werden. Oftmals werden Stadionverbote aus heiterem Himmel verhängt und die betroffenen Personen vor vollendete Tatsachen gestellt.
Themengebiet Anstoßzeiten: Da der aktuelle TV-Vertrag mit unter anderem 5 Montagsspielen bis zur Saison 2020/21 gilt, wird sich bei den Anstoßzeiten nichts ändern. Am Freitag haben die 18 Bundesligisten abgestimmt, dass die Montagsspielen "aus sportlichen Gründen zur Entlastung der Europa-League-Teilnehmer" beibehalten werden. Die Ultras fordern jedoch, dass die Belange der Stadionbesucher bei der Terminierung berücksichtigt werden sollen. Demnach sollen keine Spiele mit mehr als 300km Entfernung unter der Woche angesetzt werden. Der DFL ist dem Wunsch bisher nicht nachgekommen.
Themengebiet Kommerzialisierung: Durch die Kommerzialisierung entfernt sich der Profi-Fußball immer weiter von der Basis. Nachdem sich mehrere Tausend Fangruppen sich zum Fanbündnis 50+1 bleibt! zusammengeschlossen haben und die 50+1 Regel (vorerst) bestehen bleibt, soll das Financial FairPlay der UEFA strikt durchgesetzt werden.
Wie geht es nun weiter?
Mit der Pilotphase zur einheitlichen Freigabe von Fanutensilien, der (vorläufige) Fortbestand der 50+1 Regel und die Reformen des DFB-Sportgerichts zeigen, dass sich etwas bewegt. Nachdem der Dialog erst fortgesetzt werden sollte, wenn alle Fanutensilien freigegeben werden, kann der Dialog zwischen den Fanszenen und den Verbänden fortgesetzt werden. Besonders beim heiklen Themengebiet "Stadionverbote" besteht weiterhin Diskussionsbedarf.