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Vermummte Chaoten in Uniform im Gästeblock 8.606 vom 26.10.2017, 08:04 Uhr


Fan-Schikane: Polizei hält Dresden-Fans grundlos fest

vom 26.10.2017, 08:04 Uhr

Obwohl es auf der gut 700km weiten Anreise der Dresdner Anhängerschaft nach Freiburg zu keinen nennenswerten Vorkommnissen kam, verhinderte die Polizei dennoch gut 200 Fans den Zutritt zum Stadion. Schnell wurde aufgrund der fehlenden Beflaggung des Gästeblocks klar, dass es sich um die »Ultras Dynamo« handelte. 

Während die »Ultras Dynamo« nach der Autobahnausfahrt auf einem ehemaligen Polizeidirektionsgelände eingekesselt wurden und bis kurz vor dem Spielende ohne erkennbaren Grund festgehalten wurden, musste am Stadioneinlass jeder Dynamo-Fan, der auch nur annähernd ein Kleidungsstück in Camouflage-Optik trug, seine Personalien hergeben, ein Foto von sich machen lassen und einen Identitätsabgleich über sich ergehen lassen.

Gastfreundschaft der Freiburger Polizei | Bild: Ruhestörer

Den durchgeführten Personenkontrollen lagen keine offensichtliche Gründe vor, sie wurden rein auf Verdacht durchgeführt. Noch kurioser war die Begründung des Festhaltens der 200 Anhänger: Weil die Dynamo-Fans in Baden-Württemberg "des Öfteren auffielen", vollzog man diese Maßnahme einfach präventiv und ohne einen Auslöser, zur "Gefahrenabwehr", durchaus vorweg lang geplant.

Im Freiburger Gästeblock ging die Schikane der rund 1.000 Dynamo-Fans, die es ins Stadion schafften dann weiter. Hunderte vermummente Polizisten, Polizeihunde ohne Maulkorb und Beamte, die nicht gerade zögerlich agierten. Auch die Abreise wurde mit allen Mitteln verzögert. Nachdem die Polizei 30 Minuten nach Abpiff die Dresdner immer noch nicht aus dem Block lassen wollte, eskalierte die Situation kurzzeitig. Die Beamten setzten daraufhin Pfefferspray ein. Teilweise wurden bis in den frühen Morgenstunden Personenkontrollen durchgeführt, Fans eingekesselt und am Abreisen gehindert. 

Nette Begrüßung | Bild: Edgar Lopez‏ @EdLopez86 / twitter

Am Donnerstagmittag versuchte die Freiburger Polizei mit viel Mühe den Einsatz nachträglich in einer Pressemitteilung zu erklären und nennt eine Sachbeschädigung durch ein Graffiti und einen gezündeten Böller auf einem Autobahnparklatz als Grund für den Generalverdacht. Bei den Kontrollen der festgehaltenen Fans wurden 8 Bengalos, 6 Mottoradmasken, Mundschutze und ein Messer beschlagnahmt. Ob sich die Gegenstände allerdings in den durchsuchten Fahrzeuge befanden oder bei Personenkontrollen festgestellt wurden, konnte die Polizei Freiburg auf Nachfrage von Faszination Fankurve nicht aufklären. Tatsächlich wird aber mit der Pressemitteilung und dem Foto der Beschlagnahmung suggeriert, dass Dynamo-Fans das Stadion mit Waffen aufsuchen würden. Ein manipulativer Versuch den überzogenen Einsatz zu rechtfertigen. 

Update 27.10.2017 10 Uhr: Mittlerweile wurde bekannt, dass das Messer 2 Stunden nach(!) dem Abpfiff in einem Fanbus gefunden wurde. Mit dem Messer wurde auf der Hinfahrt die Verpflegung des Fanclubs zubereitet. 

Dass die Polizei Freiburg jeden Ansatz sozialpädagogischer Arbeit mit (jungen) Fußballfans durch dieses Verhalten zerstört, scheint die Beamten weniger zu stören. Wichtiger war es der Polizei wohl, ihre Adressbücher um weitere hundert Datensätze über sogenannte "Gewalttäter" zu füllen, um ihre überbesetzten Polizeieinsätze zu rechtfertigen. Nahe liegt auch die Vermutung, dass es sich um die Retourkutsche für den Dresdner Auftritt in Karlsruhe handelte

Es hätte ein Fußballfest, mit einem akustischen Feuerwerk auf den Rängen und ein großer Pokalabend werden können. Am Ende bleibt vielen Dresdnern allerdings nur 1.400km Strecke und jede Menge Schikane, ohne auch nur eine Minute Fußball gesehen zu haben.

Beteiligte Dresden-Fans bitten wir den Auswärtsfragebogen des »Fanprojekts Dresden« auszufüllen. Das Fanprojekt und der Verein werden die Aufarbeitung dieser Vorfälle vorantreiben. [hier geht's zum Fragebogen]



Kommentare (Kommentar schreiben)
IIris Städterhhh am 26.10.2017 13:50 Uhr:
Wir sind mit der Straßenbahn ins Stadion gefahren. Mit den Fans vom SC hatten wir Viel Spaß in der Bahn.
Auch vor dem Stadion hat man sich unterhalten und zusammen ein Bier getrunken. Alles war gut,bis diese vermummten Beamten kamen . Kein Mensch hat diesen sinnlosen Einsatz verstanden. Auch die Freiburger Fans haben nur mit dem Kopf geschüttelt. Kein Fan war aggressiv. Mit der Begründung,die Fangruppen zu trennen,lies man auch nach dem Spiel die Dresdner Fans nicht aus dem Block. Bei diesem schmalen Eingangsbereich wurden mögliche Panik und Verletzungen billigend in Kauf genommen. Als man 30 min nach Spielende endlich öffnete,war man dann auf dem Weg zur Bahn mit den Freiburger Fans wieder zusammen. Auch da war alles friedlich. Kurzes Fazit:"Auf diese Polizei kann jeder Bürger verzichten." Wie peinlich !!!
I.Städter Bad Krozingen
Frank Pöschl am 26.10.2017 14:00 Uhr:
Typisch Polizei, sinnloser Einsatz
Augenzeuge am 26.10.2017 14:08 Uhr:
Ich selbst war vor Ort. Was die Polizei dort ablieferte, war eine reine Katastrophe. Wir sind mit einem PKW voll Herren des älteren Semesters nach Freiburg gereist. Kurz vor Freiburg Personalkontrollen, aggressives und unangemessenes Verhalten der Beamten. Wir waren dennoch freundlich und zuvorkommend, trotzdem wurden uns den ganzen Abend immer wieder Aggressionen von den uniformierten Herren entgegnet.

Fans, die sich den Ton nicht gefallen ließen und ähnlich schroff zurück antworteten, wurde mit körperlicher Gewalt geantwortet. Unfassbar, was gestern in Freiburg passierte
Jens Genschmar am 26.10.2017 16:46 Uhr:
Polizei behauptete bei Aufnahme von Personalien, dass das Tragen von Camouflage Sachen in Deutschland richterlich verboten worden wäre und dadurch die Personen registrieren (inkl. Fotos) werden können.
Gleichzeitig wurde klar gesagt, dass dies eine Retourkutsche für Karlsruhe wäre.
Man unterstellte Leuten, dass diese Pyro im Auto oder Strumhauben hätten ohne das die Autos kontrolliert und Beweismittel sichergestellt wurden.
Zusätzlich wurde von Seiten der Polizei keine Zusammenarbeit mit Offiziellen von Freiburg und Dynamo sowie beider Fanprojekte zugelassen.
Der Mitarbeiterin des FP Freiburg war es sehr peinlich und sie hätte so etwas noch nie bei einem Spiel in Freiburg erlebt.

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