Nach dem England-Spiel stellte sich fast ganz Deutschland die Frage, wie 4.000 Engländer lauter als 67.000 Deutsche sein können und warum während Länderspielen keine Stimmung herrscht. Zuerst sollte erwähnt werden, welche Sicht der DFB auf den Fußballfan hat: Die Fußballfans werden als zahlende Kunden gesehen, die am Event Fußball teilhaben und möglichst viel Geld liegen lassen sollen. Unweit der englischen Liga-Verhältnissen, dort heißt es sogar auf einem Plakat in London "come and pay". 

Seit der WM 2006 (wodurch sich auch die Sicherheitsmaßnahmen in den deutschen Stadien verschärften) wurde kräftig an der Marketing-Schraube gedreht. Beispielsweise mit dem Slogan "Die Mannschaft" sollen die Absatzzahlen von Trikots in die Höhe getrieben und der Markenwert gesteigert werden. Für das durchorganisierte Erlebnis muss der Fußballfan tief in die Tasche greifen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Spiele der Nationalmannschaft nicht mehr ausverkauft sind und die Atmosphäre im Stadion auf der Strecke bleibt. Der DFB hat wohl vergessen, dass der Fußball ein Volkssport ist und dass man sich Stimmung nicht kaufen lässt. Was bei den Länderspielen schon gang und gäbe ist, wird uns auf kurz oder lang in der Bundesliga blühen. Zerstückelte Spieltage, teure Eintrittspreise, Reduzierung von Gästekontigenten, Choreoverbote, verpflichtende Anreisen und weitere Repressionen führen dazu, dass die deutschen Stadien immer leiser werden. Wer soll denn bei Länderspielen für Stimmung sorgen, wenn die Ultras Stück für Stück aus dem Stadion verbannt werden? Die aktive Fanszenen werden "die Mannschaft" jedoch nicht unterstützen, da jener Verband gegen sie kämpft. 

Jener Verband, im dem es nach Szenemeinung, nur so von korrupten und geldgeilen Funktionären wimmelt. Jener Verband, bei dem der gemeine Fußballfan auf der Strecke bleibt und ausgebeutete werden soll. Jener Verband, der sich hauptsächlich für die Vermarktung des Fußballs (z.B. TV-Rechte) interessiert und beide Augen zudrückt, wenn Produkte wie RB Leipzig gegen die eigenen Statuten verstößt. Das alles führt dazu, dass sich "die Mannschaft" von den Fans entfremdet und immer weniger Zuspruch findet. Dennoch werden bei großen Turnieren die Fans auf die Straße gehen, Trikots erwerben und für die Nationalmannschaft jubeln - sicher jedoch nicht für den DFB. Schade eigentlich.